Psychische Gesundheitskompetenz & Führung.

Der Zusammenhang zwischen der psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden und dem Führungsstil ist größer, als man zunächst vermuten würde. Dennoch nicht die einzige Stellschraube, denn auch strukturelle Herausforderungen, Kulturen und individuelle Kompetenzen wirken ein.

Das Gesundheits‑ und Sozialwesen steht seit Jahren unter massivem Druck: steigende Komplexität, Fachkräftemangel, hohe Arbeitsdichte, ökonomische Vorgaben, Zeitdruck, Dokumentationspflichten, steigende Anforderungen, unklaren Rollen, Teamkonflikte, Digitalisierung und strukturelle Überlastungen führen zu einer wachsenden Zahl psychischer Belastungen, die den Alltag der Mitarbeitenden prägen und sich negativ auf die Versorgung von hilfebedürftigen und kranken Menschen auswirken. Diese strukturellen Herausforderungen wirken sich unmittelbar auf die psychische Gesundheit aus — und sie werden durch den vorherrschenden Führungsstil vieler Einrichtungen zusätzlich verstärkt. 

Effizienz im Fokus - Mensch im Hintergrund. In vielen Organisationen dominiert ein aufgabenorientierter Führungsstil, der stark auf Abläufe, Vorgaben, Effizienz und Kontrolle ausgerichtet ist. Dieser Stil ist historisch gewachsen und in hochregulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen tief verankert und auch im Sozialwesen weit verbreitet. In komplexen Strukturen funktioniert dieses Vorgehen wunderbar und ist in Krisensituationen sehr wirksam. Langfristig gesehen kann es jedoch zu:

  • emotionaler Erschöpfung,
  • sinkender Motivation,
  • erhöhter innerer Kündigung,
  • steigenden Fehlzeiten,

kommen. Dies zeigt sich auch nicht erst seit gestern in der Branche. Fehlzeiten Reporte verschiedenster Krankenkassen kommen alle zu ähnlichen Ergebnissen: Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Belastungen sind in den letzten Jahren enorm gestiegen und teilweise doppelt so hoch als in anderen Branchen. Das Burnout ist im neuen ICD 11 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems", Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) sogar beschrieben als:

„ein Syndrom, das als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz konzeptualisiert wird, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Es ist durch drei Dimensionen gekennzeichnet: 1) Gefühle der Energieerschöpfung oder Erschöpfung 2) Erhöhte mentale Distanz zur Arbeit oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die Arbeit 3) Ein Gefühl der Ineffektivität und des Mangels an Leistung. Burnout bezieht sich speziell auf Phänomene im beruflichen Kontext und sollte nicht zur Beschreibung von Erfahrungen in anderen Lebensbereichen verwendet werden“
(ICD-11 2024).

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Die Ursachen sind vielfältig und mittlerweile ebenso gut erforscht, Lösungsmöglichkeiten werden in den meisten Fällen jedoch nicht adäquat umgesetzt. Wenn Führung sich ausschließlich an Aufgaben orientiert, fehlt Mitarbeitenden genau die Ressource, die sie in einem hochbelasteten System am dringendsten brauchen.

Forschung zeigt klar:

  • Führungsverhalten beeinflusst das Erleben und die Gesundheit von Mitarbeitenden direkt — positiv wie negativ!
  • Fehlende Wertschätzung, geringe Beteiligung und einseitige Aufgabenorientierung können als Belastungsfaktoren wirken und psychische Gesundheit gefährden!
  • Gesundheitsförderliche Führung hingegen zeichnet sich durch soziale Interaktion, Rücksichtnahme und Beteiligung aus!
  • mitarbeiterorientierte, transformationale und positive Führung wirkt als Ressource und stärkt die psychische Gesundheit!
  • Führung und Management sind zwei unterschiedliche paar Schuhe. Führung ist die verantwortungsvolle Gestaltung von Beziehungen und Rahmenbedingungen, um Orientierung, Zusammenarbeit und gesundes Arbeiten zu ermöglichen. Sie verbindet Einfluss, Haltung und Struktur, damit Organisationen und Mitarbeitende wirksam und gesund bleiben. Es sind hier also nicht nur formal Vorgesetzte Personen gemeint.
  • Führung ist Haltung!

Der Führungsstil ist kein „Soft Skill“, sondern ein zentraler Gesundheitsfaktor. Im Gesundheits‑ und Sozialwesen entscheidet er maßgeblich darüber, ob Mitarbeitende stabil bleiben oder ausfallen. Die Mitarbeitenden sind die wertvollste Ressource einer Organisation, sind sie gesund läuft der Laden! Das bedeutet nicht, es immer allen Recht machen zu müssen! Die Balance ist der Schlüssel. Ein Wandel der Führungsperspektive ist daher nicht nur menschlich sinnvoll, sondern auch ein strategischer Schlüssel für Qualität, Mitarbeiterbindung und Zukunftsfähigkeit. 🗝️

Psychische Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, psychische Gesundheit zu verstehen, zu bewerten und zu fördern, indem man Informationen über psychische Krankheiten, Risikofaktoren und Hilfsangebote findet, versteht und nutzt, um das eigene Wohlbefinden zu stärken und bei Problemen adäquat zu handeln und Belastungen zu bewältigen. Sie umfasst Wissen über Erkennung, Prävention (z.B. Sport, Ernährung), den Umgang mit Stress und die Stigmatisierung von psychischen Problemen und ist entscheidend für eine gute Lebensqualität. Studien zeigen, dass eine verbesserte psychische Gesundheitskompetenz helfen kann, psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken. Sie stärkt die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden. 💎

Upblomen kombiniert verschiedene wissenschaftlich fundierte Perspektiven, individuell und zukunftsorientiert!


"Das gute Leben ist ein Prozess, kein Daseins-Zustand. Es ist eine Richtung. Kein Ziel." 🎯
(Carl R. Rogers)